Wir sind unserem Bundeskanzler aktuell sehr dankbar, dass er das Thema Kinderarmut und ein tägliches gutes Essen derart in den gesellschaftlichen Fokus gerückt hat (Wer mag findet hier eine Rückschau und einen Faktencheck von moment.at gleich dazu).
Die Aussagen des Bundeskanzlers und die daraus entstandene Debatte zeigen auf, dass es vielerorts an Bewusstsein für die Herausforderungen von armutsgefährdeten und -betroffenen Familien mangelt. Und: Es gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens, dass jedes Kind ein Recht auf eine gute, warme Mahlzeit haben sollte. Nur wie kann eine nachhaltige, gesunde, köstliche und leistbare Verpflegung, dessen Umsetzung mit vielen Hürden und Tücken verbunden ist, für alle Kinder in Österreich gelingen? Wir widmen uns in unserer Arbeit genau diesem Spannungsfeld.
Wir schaffen Überblick: Welche Förderungen gibt es für Schulessen?
Tatsache ist: Für viele Familien ist die Erbringung des Betreuungs- und Essensbetrags in Kindergärten oder Schulen nicht oder nur schwer finanziell tragbar. Öffentliche Förderungen schaffen daher einen wichtigen Beitrag für Inklusion und Chancengerechtigkeit für alle Kinder. In unserem Land des Fö(r)deralismus gibt es glücklicherweise einige Förderungen rund um den Essensbeitrag, die in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt werden. Wir haben die wichtigsten Regelungen, Fördermöglichkeiten und Links zu Anträgen usw. zusammengetragen. Ihr findet diese für jedes Bundesland hier in unserem Info-Bereich.
Gratis Schulessen bringt unerwartete Vorteile fürs Leben!
Kostenfreies Schulessen macht nicht nur satt, es bringt Vorteile fürs ganze Leben. Das zeigte jedenfalls eine Studie aus dem Jahr 2021 aus Schweden, wo schon seit 1940 gratis Mittagessen schrittweise an Volksschulen eingeführt wurde. Die Forscher:innen der Universität Lund nahmen die Auswirkungen dieses pionierhaften Schulprogramms unter die Lupe und fanden unter anderem das heraus:
Kinder, die in ihrer Schulzeit gratis Mittagessen erhielten…
- … wurden im Schnitt um einen Zentimeter größer als jene, die nicht in der Schule verköstigt wurden.
- … studierten öfter und
- … erzielten bis zu ihrer Pensionierung um 3% mehr Einkommen als die Vergleichsgruppe.
Und besonders wichtig: Bei Kindern aus ärmeren Familien war dieser Effekt noch stärker ausgeprägt.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schulessen langfristig erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringt. Man bekommt viel für sein Geld – es ist sehr gut investiertes Geld.“
Petter Lundborg, Professor of Economics, Lund University, Sweden
Diese Vorzeigestädte zeigen, wie es geht!
Seit Herbst 2023 gibt es in Wien für alle Kinder und Jugendlichen in der Ganztagesbetreuung an ganztägig geführten offenen Pflichtschulen ein kostenloses warmes Mittagessen. Konkret heißt das, dass sich Familien, die zwei Kinder für fünf Tage pro Woche in einer offenen Volksschule in Wien betreuen lassen, jährlich einen Betrag von über 2.000 Euro ersparen. In Kindergärten und Horten erhalten Familien mit niedrigen Einkommen eine jährliche Förderung des Essenbeitrags in der Höhe von 800 bis 1.750 Euro.
Wir wünschen uns das für ganz Österreich!
In Berlin funktioniert ein kostenfreies Essensmodell bereits schon länger. Seit 2019 hat jedes Berliner Grundschulkind Anspruch auf ein kostenfreies Schulmittagessen, und zwar bis zur sechsten Schulstufe. Für begünstigte Familien gilt dies auch noch danach.
Wie begegnet euch das Thema Ernährungsarmut?
Schreibt uns gern eure Erfahrungen und Anliegen. Wir freuen uns darauf, von euch zu hören!
So könnt ihr euch selbst einbringen
Wir laden in Kooperation mit der Volkshilfe Österreich und BIO AUSTRIA zu unserem zweiten Stakeholder Rat.
Am 11. und 12. Jänner 2024 widmen sich in Wien Entscheidungsträger:innen und Praktiker:innen der Frage: „Wie gelingt ein gemeinsames Voranschreiten für Nachhaltigkeit und Leistbarkeit beim Schulessen?“
Wollt ihr euch beim Stakeholder Rat einbringen? Dann könnt ihr hier mehr erfahren.
Kategorie: Allgemein
Veröffentlicht am: 23. Oktober 2023