Ernährungskompetente Jugend
Ernährungskompetente Jugend
Ernährungskompetenz, eine Kombination aus Ernährungswissen verbunden mit der Fähigkeit, dieses Wissen im Ernährungsalltag anzuwenden kann durch Integration in den Unterricht gesteigert werden. Gesunde Kinder sind die gesunden Erwachsenen von morgen. Eine nachhaltige Ernährungsweise kann den Klimawandel eindämmen und unsere Umwelt schonen. Pädagogen:innen können hier (fächerübergreifend) einen wesentlichen Faktor beitragen. Durch Exkursionen zu Betrieben entlang der Lebensmittelkette kann sich bei den Schüler:innen ein besseres Verständnis für die Umwelt und ihr eigenes Konsumverhalten einstellen. Essen ist ein Trendthema der Jugend. Nutzen Sie es!
- Pädagogische Arbeit
- Bewusstseinsbildung
- Wissensvermittlung
- Vorbildwirkung
- Esskultur
- Vernetzung
- Politische Bildung
Pädagogische Arbeit
Ernährungslehre sollte einen hohen Stellenwert in der Schule einnehmen. Pädagogen:innen können hier (fächerübergreifend) einen wesentlichen Faktor beitragen. Die Ernährungsthematik findet in allen Fächern ihren Platz. Durch Exkursionen wird sie auch außerhalb des Schulhauses gelebt.
Weiterführende Links
Einen Orientierungsrahmen für die Ernährungsbildung im „Referenzrahmen für die Ernährungs- und Verbraucherinnenbildung“ vom Thematischen Netzwerk Ernährung
Einen breiten Fundus an Unterrichtsmaterialien findet ihr in der Toolbox von Kinder Essen Gesund, einer Initiative vom Fond Gesundes Österreich
Eine Unterstützung für Ernährungsprojekte für Pädagog:innen liefert z.B. der „Ernährungsfächer“ der Östereichischen Gesundheitskasse.
Das Unterrichtsprogramm „Trink- und Jausenführerschein“ von SIPCAN ist für den Biologieunterricht der 5. Schulstufe konzipiert
Fort- und Weiterbidungen zum Thema Ernährung:
- Über die Fortbildungsdatenbank von Fond Gesundes Österreich.
- Fort- und Weiterbildungsangebote an den pädagogischen Hochschulen
- Weiterbildungs- und Beratungsangebote sowie Unterrichtsmaterialien zum Thema Ernährung auf den Webseiten der verschiedenen aks Vereinen
- Die Ernährungsakademie – Eine Fortbildungsinitiative der ÖGE für Pädagog:innen und Assistent:innen in Kindergärten und Tagesbetreuungseinrichtungen
Praktischer Tipp: Essen in den Unterricht integrieren
Der Stellenwert von Ernährung im Schulunterricht ist vor allem von der Art der besuchten Bildungseinrichtung sowie dem gewählten Zweig, Schwerpunkt oder Fachbereich abhängig. Während sich sich das Angbot häufig auf Wahlfächer oder unverbindliche Übungen reduziert, ist Ernährung in den Mittelschulen Schwerpunkt eines Pflichtfaches. So wird beispielsweise auch im Bildungscampus Neustift, Tirol, für die dritten und vierten Klassen der Mittelschule das Fach „Ernährung und Haushalt“ angeboten.
Aber auch andere Fächer – besonder naturwissenschaftliche – eignen sich gut für die Integration der Ernährungsthematik, da diese ohnehin einen multidisziplinären Charakter aufweist. Häufig nimmt hierbei das Unterrichtsfach Biologie für die Ernährungsbildung einen zentralen Stellenwert ein. So zum Beispiel im BRG in der Au, Innsbruck, der Fall, wo zusätzlich in der Oberstufe das Wahlfach „ganzheitliche Gesundheit“ angeboten wird, bei welchem ein starker Schwerpunkt auf Ernährungsthemen gelegt wird.
Besonders praktische Übungen können das Bewusstsein der Kinder für eine gesunde und nachhaltige Ernährung stärken. Als Beispiel kann eine Ernährungspyramide genannt werden, bei der die Kinder verschiedene Lebensmittel aus dem Alltag selbst einordnen können. Eine solche konnten wir in der Volksschule St. Marein, Kärnten, entdecken (siehe Foto).
Bewusstseinsbildung
Das Interesse an gesunder Ernährung muss geweckt werden. Das wird durch Mitgestalten, Selberkochen, Zubereiten und gemeinsames Essen erreicht. Wenn keine Schulküche zur Verfügung steht, kann man auch im Klassenzimmer schnipseln, eine Jause oder ein Frühstück zubereiten und gemeinsam verkosten. Selbst Anbauen und Ernten trägt zu bewusster Ernährung bei (Schulgarten, Kräuterkistchen,…). So wird bewusstes Essen bereits in jungen Jahren verankert.
Weiterführende Links:
Bewusstseinsbildung durch selber Anbauen z.B. mit der Gemüseackerdemie, einem Programm von Acker Österreich.
Best Practice Beispiel aus Vorarlberg:
Ein schönes Beispiel für die Vermittlung von Kochkompetenzen im Schulalltag, ist die Schule am See in Hard, Vorarlberg. Unter der Aufsicht einer Kochlehrerin steht jedes Kind im Laufe des Schuljahres zumindest einmal in der Küche und hilft zu einem gewissen Grad bei der Vorbereitung von Jause oder Mittagessen mit. Auch bei der Beschriftung der Menütafel und beim Abwasch sind die Kinder beteiligt. Hier betreibt die Kantine-L der Lebenshilfe Vorarlberg die schuleigene Frischküche. Dabei handelt es sich um einen Integrationsbetrieb, wodurch die Kinder lernen neben professionellen Köchen auch mit beeinträchtigten Menschen zusammenzuarbeiten. Um den Kindern diese Mitarbeit zu ermöglichen, existieren zudem größenverstellbare Arbeitsflächen. Möglich ist all das durch eine flexible Unterrichtsgestaltung, wobei die Kinder den Lehrplan überwiegend selbstständig gestalten können und somit genug Zeit haben, in der Küche auszuhelfen.
Wissensvermittlung
Ernährungswissen sollte altersgerecht vermittelt und die Schüler:innen in ihrer Lebenswelt abgeholt werden. Die Schüler:innen sollen neben den Aspekten einer gesunden Ernährungsweise herausfinden, wo wichtige und richtige Informationen auffindbar sind. Auch Aufklärung über die verschiedenen Schulverpflegungssysteme soll ein fixer Bestandteil der Wissensvermittlung sein. Wie werden die Lebensmittel und die Speisen hergestellt? Wie sehen die Arbeitsbedingungen in der Produktion aus? Welche Auswirkungen hat der Herstellungsprozess auf das Klima? Das ist interkulturelle und inklusive Ernährungsbildung.
Weiterführende Links
Kostenlose Materialien zur altersgerechten Vermittlung von Ernährungswissen auf der Webseite von SIPCAN.
Die „Schule des Essens„, eine gemeinsame Initiative von Theres Rathmanner und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau, ist ein Programm für Ernährungs- und Verbraucher:innenbildung mit ernährungsökologischer Ausrichtung.
Spannende Projekte und Unterrichtsmaterialien zum Thema Ernährung liefern auch die verschiedenen aks Vereine.
Einen breiten Fundus an Unterrichtsmaterialien in der Toolbox von Kinder Essen Gesund, einer Initiative von Fond Gesundes Österreich:
Best Practice Beispiel aus Kärnten:
Um Kindern den Wert einer gesunden und ausgewogenen Ernährung näher zu bringen, braucht es Geduld und einen starken Praxisbezug. Ein Kräuter- und Gemüsebeet, wie es beispielsweise der Kindergarten in St. Leonhard, Kärnten, besitzt, ist eine tolle Möglichkeit, den Kindern den Weg des Essens vom Samen bis zum Teller näher zu bringen. Zudem nutzt hier die Köchin den Speisesaal als Lernraum, indem sie den Kindern z.B. Linsen, Bohnen oder andere Trockenwaren in Rohform präsentiert und erklärt (siehe Foto). Häufig setze sie sich auch zu den „schwierigen Essern“, um ihnen durch Voressen den Genuss und den Wert der verschmähten Speisen vorzuleben.
Vorbildwirkung
Alltagsverhalten, wie das Motivieren zum Trinken von Wasser auch während des Unterrichts soll gefördert werden. Pädagogen:innen, die am Essen in der Schule teilnehmen, vermitteln dadurch die Wichtigkeit einer gemeinsamen Esskultur. Gute Beispiele sollten vorangehen.
Weiterführende Links
Mehr zur Bedeutung eines adäquaten Vorbilds in der Verpflegung von Kindern im „Qualitätsstandard für die Verpflegung im Kindergarten“ des Sozialministeriums.
Best Practice Beispiel aus Vorarlberg:
Wichtig ist, dass die Pädagog:innen und Betreuer:innen das Gelernte auch selbst vorleben und am besten das Essen mit den Kindern zusammen einnehmen. So wird es beispielsweise im Schullokal Hittisau in Vorarlberg gehandhabt. Hier essen die Betreuer:innen nicht nur gemeinsam mit dem Kindern am gleichen Tisch, sondern nutzen den Speisesaal als Lernraum und klären die Kinder zusätzlich über das jeweilige Tagesgericht inklusive der verwendeten Zutaten auf.
Esskultur
Beim Essen tanken Schüler:innen und Pädagogen:innen ihre Energiereserven wieder auf. Es ist ein genussvoller Moment im fordernden Schulalltag. Damit der Esstisch in Schule oder Kindergarten zum idealen Stammtisch wird, empfiehlt es sich, eine angemessene Tischkultur aufzubauen.
Weiterführende Links
Die Bedeutung der Vermittlung von einer angemessenen Ess- und Tischkultur wird unter anderem in den „Begleitinformationen zur Checkliste für die Schulverpflegung“ des Programms REVAN beschrieben.
Mehr zur Bedeutung einer guten Atmosphäre im Essbereich liefert das Handbuch „Gemeinsam essen in Vorarlberger Bildungseinrichtungen“ der aks Gesundheits GmbH.
Best Practice Beispiele für eine kindgerechte Tischkultur:
In der LFS Kleßheim in Salzburg sind die Tische mit den Namen der jeweiligen Klassen versehen, so dass jede Klasse ihren eigenen Stammtisch erhält und kein Stress bei der Platzsuche entstehen kann.
In der Volksschule St. Marein wird vor jedem Essen ein Kind dazu aufgefordert, einen gemeinsam ausgedachten Essenssatz aufzusagen.
Viele Einrichtungen, wie beispielsweise die Modellschule in Graz, haben ein allgemeines Handyverbot für den Speisesaal ausgesprochen. Auch diese Maßnahme kann die Tischkultur fördern, wenn sich die Kinder auf einen belebten Austausch bei Tisch besinnen, anstatt während des Essens ständig auf ihr Handy zu starren.
Vernetzung
Das Thema Ernährung ist vielfältig und in vielen Bereichen einsetzbar. In Mathematik können die Schüler:innen mit Gewichten von Lebensmitteln rechnen, in Deutsch Rezepte verfassen, auch fächerübergreifende Projektarbeiten bieten sich an. Ein Netzwerkaufbau von Interessierten zahlt sich auch zwischen Schulen aus. Lernen aus Best Practice Beispielen sind oft Beginn einer Veränderung an der eigenen Schule. Also Best Practices bündeln, herzeigen und darüber reden!
Best Practice für die Integration von Ernährung in den Schulalltag:
Wie die Ernährungsthematiken als umfassendes Schulkonzept verstanden werden kann, zeigt das BRG in der Au, Tirol. Hier gibt es das schulautonome Fach „Zukunftswerkstatt“, im Zuge dessen sich die Schüler:innen stark mit den sustainable developement goals auseinandersetzen. Im Praxisteil dieses Faches komme häufig die Schulkantine zum Einsatz, da hier die Hürden einer nachhaltigen Umsetzung gut vermittelt werden könnten. Außerdem pflegt die Schule eine gute Kooperation zu einem bekannten Lebensmitteleinzelhändler, welcher der Schule regelmäßig Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Zudem gibt es Schulexkursionen zum nahegelegenen Urban Garden, um den Schüler:innen ein besseres Verständnis für die Umwelt sowie ihr eigenes Konsumverhalten zu vermitteln.
Politische Bildung
Mitbestimmung ist gerade beim Thema Ernährung ein Schlüssel zum Erfolg. Niemand will vorgeschrieben bekommen, was er/sie essen soll. Veränderungen am Verpflegungsangebot führen schnell zu Protest. Bindet man hingegen Schüler:innen in die Entscheidungsfindung mit ein, gelingt so manches, was man vorher für unmöglich gehalten hat. Essen ist immer politisch. Und eine perfekte Gelegenheit, um Demokratiefähigkeit und aktives Mitgestalten zu erlernen.
Praktischer Tipp: Demokratie im Verpflegungsalltag
Es existieren mehrere Möglichkeiten Schüler:innen aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden. Sei das durch Entscheidungen, die im Schulgemeinschaftsausschuss getroffen werden, wo insgesamt drei Schüler:innenvertreter beteiligt sein müssen oder etwa im Zuge einer Schüler:innenvollversammlung.
Viele Einrichtungen verfügen über Feedbackboxen, bei denen Schüler:innen ihr Anliegen direkt an die Küche einbringen können. In der LFS Kleßheim wurde wiederum ein Schülerparlament eingerichtet, wodurch Schüler:innen stark in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, wozu auch die Zusammenstellung des Speiseplans gehört.
Ein sehr gutes Beispiel dafür, dass auch die Jüngsten großes Engagement für das Schulessen aufweisen können, liefert der Grazer Kinderbürgermeister (siehe Foto). Die Verbesserung des Schulessens war ein zentraler Bestandteil seines Wahlprogramms.
PERSÖNLICHES GESPRÄCH
Ihr habt ein konkretes Anliegen oder eine Frage?
Wir freuen uns auf ein persönliches Gespräch mit euch.
Hier könnt ihr einen kostenlosen Online-Termin mit Anna Strobach vereinbaren.
Wo steht euer Schulstandort derzeit und wo soll die Reise hingehen?
Unser Selbst-Check, unterstützt vor den ersten Schritten:
Gemeinden
jetzt starten mit
Verpfleger
jetzt starten mit
Schule und Kindergarten
jetzt starten mit