ZUKUNFT ESSEN, VOLKSHILFE ÖSTERREICH, SIPCAN und NETZWERK KINDERRECHTE ÖSTERREICH: 

Für eine tägliche kostenlose, nachhaltige und gesundheitsfördernde Verpflegung für alle Kinder an Österreichs Schulen und Kindergärten.

Die durchschnittliche Verpflegungssituation an österreichischen Schulen und Kindergärten schreit nach Verbesserungen!
ZUKUNFT ESSEN, VOLKSHILFE ÖSTERREICH, SIPCAN und NETZWERK KINDERRECHTE ÖSTERREICH haben sich daher zu einer Initiative für gute Schul- und Kindergartenverpflegung zusammengeschlossen und fordern die Politik zum Handeln auf.

Wichtiges Ziel des im Dezember 2023 veröffentlichten Nationalen Aktionsplans ist die flächendeckende Bereitstellung mindestens einer kostenlosen, nachhaltigen und gesundheitsfördernden Mahlzeit pro Schultag für Schüler*innen in Österreich bis 2030. Doch bisher mangelt es an der Umsetzung. Diese drängende Zielsetzung darf nicht nur auf dem Papier existieren – sie muss Realität werden. Eine dramatische Lücke muss zudem geschlossen werden – denn die Verpflegung in Kindergärten wurde nicht mitberücksichtigt.  

Hintergrundinformation zur Situation in Österreich

Schlechte Noten für Schulessen

  • In Österreich gibt es keine flächendeckende Verfügbarkeit einer kostenfreien, gesundheitsfördernden Mahlzeit pro Schultag für alle Schüler:innen
    im Sinne der Europäischen Garantie für Kinder.
  • Schulverpflegungsangebote in Österreich weisen eine große Preisspanne auf. Es existieren kaum Unterstützungsangebote, wenn sich Familien diese Preise nicht leisten können.
  • Laut neuer SIPCAN-Studie stehen an etwa einem Drittel aller Schulen der Sekundarstufe I und II den Schüler*innen kein warmer Mittagstisch zur Verfügung. Bundesweit haben damit über 140.000 Kinder und Jugendliche keine Möglichkeit, in der Schule ein Mittagessen zu konsumieren
  • Der Bedarf steigt aber laufend: Die Zahl der ganztägig betreuten Kinder hat sich in den letzten 15 Jahren fast verdreifacht – jedes vierte Kind im Pflichtschulalter besucht somit inzwischen eine ganztägige Schulform und müsste laut Gesetz eine Mittagsverpflegung zur Verfügung gestellt bekommen.
  • An rund zwei Drittel (64 %) der Schulen mit Mittagstisch werden die Speisepläne nicht auf eine gesundheitliche Gestaltung kontrolliert. Zurzeit sind in Österreich nur 36% der Schulen mit Mittagstisch als gesundheitsförderlich ausgezeichnet.
  • Da Kinder etwa ein Drittel ihres täglichen Energiebedarfs in der Schule decken, besteht dringender Handlungsbedarf.
ZUKUNFT ESSEN Obfrau Anna Strobach mit Schild "Gutes Essen statt leerem Magen", im Hintergrund Stakeholder

Fehlende Qualitäts-Vorgaben für Schulverpflegung

In Österreich gibt es:

  • keine einheitlichen gesetzlichen Vorgaben für Schulmahlzeiten
  • keine gesetzliche Verpflichtung, die vom BMSGPK entwickelten Qualitätsstandards anzuwenden.

Es gibt freiwilliges Material für eine gute Gemeinschaftsverpflegung:

Gesetzliche Lage & politische Beschlüsse

Gesetzeslage zu Verpflegung an Schulen und Kindergärten: 

  • Schulerhalter:innen von ganztägigen Pflichtschulen sind gesetzlich verpflichtet, den jeweiligen Kindern eine Mittagsverpflegung bereitzustellen (§ 8 lit. j SchOG§ 10 PflSchErh-GG).
  • Das Mittagessen wird, abhängig von den organisatorischen Möglichkeiten der Schule, in oder außerhalb der Schule eingenommen und ist von Betreuungspersonal begleitet
  • Die ganztägige Schule wird abhängig vom Bedarf der Eltern in getrennter oder verschränkter Form, an vielen Standorten auch in beiden Formen angeboten:
  • „Getrennte Form/Nachmittagsbetreuung/schulische Tagesbetreuung/offene Tagesbetreuung“ etc. ist die Nachmittagsbetreuung nach Abschluss des Unterrichts. Auch das Mittagessen ist Teil dieser.
  • Bei der „verschränkten Form“ wechseln Unterrichts-, Lern- und Freizeit im Laufe eines Tages ab. Am Vormittag können ebenso wie am Nachmittag Freizeit- oder Unterrichtszeiten stattfinden. Der Betreuungsteil „Freizeit“ umfasst auch die Verpflegung der Schüler:innen.
  • Man hat das Recht auf einen Platz in einer ganztägigen Schulform, sobald eine Mindestanzahl von Kindern angemeldet ist (SchOG §8d Abs. 3 bzw. siehe auch landesgesetzliche Regelungen). Ganztägig geführte Schulen können an allen allgemein bildenden Pflichtschulen (Volksschulen, Sonderschulen, Mittelschulen, Polytechnischen Schulen) und in der AHS-Unterstufe eingerichtet werden.

Politische Beschlüsse:

Wichtiges Ziel des im Dezember 2023 veröffentlichten Nationalen Aktionsplans ist die flächendeckende Bereitstellung mindestens einer kostenlosen, nachhaltigen und gesundheitsfördernden Mahlzeit pro Schultag für Schüler*innen in Österreich bis 2030. Doch bisher mangelt es an der Umsetzung.
Eine dramatische Lücke muss zudem geschlossen werden – denn die Verpflegung in Kindergärten wurde nicht mitberücksichtigt.

Der Nationale Aktionsplan verweist auf den Aktionsplan nachhaltige öffentliche Beschaffung (naBe Aktionsplan). Dass diese beiden Beschlüsse Hand in Hand gehen, ist essentiell, um die nachhaltige Sicherung der Verpflegung an Kindergärten und Schulen zu ermöglichen.
Der naBe-Aktionsplan sieht bzgl. Lebensmitteln
u.a. schrittweise Erhöhung des Mindestanteils an biologisch erzeugten Lebensmitteln von 25 % im Jahr 2023 und auf 55 % im Jahr 2030 vor.

Beide Aktionspläne wurden politisch beschlossen – die Politik muss hier Verantwortung übernehmen und endlich Schritte zur Umsetzung unternehmen. 

Glückliche Jugendliche beim Schulessen

Was kann eine kostenlose, nachhaltige und gesundheitsfördernde Verpflegung an Kindergärten und Schulen bewegen?

Ein Kind, welches heuer in die Volksschule kommt, wird voraussichtlich bis 2100 leben – die Auswirkungen unserer heutigen Entscheidungen sind also langfristig und Verbesserungen dringend jetzt notwendig.

Ernährungsgewohnheiten und Geschmackspräferenzen werden in jungen Jahren geprägt und beeinflussen das gesamte Leben. Am täglichen Mittagstisch mit Kindern und Jugendlichen kann man ein Verhalten fördern, das gut für Mensch, Gesellschaft und Planet ist. Ein positives und schmackhaftes Erlebnis beim Essen ist der Schlüssel zu Kindern und zum Annehmen von Themen wie z.B. Gesundheit oder Nachhaltigkeit. 

Gesundheit und Leistungsfähigkeit

  • Die Folgen einer ungesunden Ernährung in jungen Jahren wiegen schwer und viele Betroffene tragen sie ein Leben lang.
  • Je regelmäßiger Kinder jeden Tag ein Mittagessen erhalten, desto besser für sie.
  • Eine unregelmäßige Einnahme von Mahlzeiten steht in Verbindung mit Übergewicht und Adipositas. Im Durchschnitt sitzt in jeder zweiten Schulbank ein übergewichtiges Kind und in jeder Klasse sind zwei Kinder adipös (COSI-Studie 2020/2023Ernährungsbericht 2017).
  • Österreichs Fleischkonsum ist dreimal höher als gesundheitlich ratsam (Statistik Austria, ÖGE)
  • Weniger als jedes zweite Kind isst täglich Gemüse (WHO HBSC-Studie 2023).
  • Für die Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils ist es unerlässlich, dass die Kinder ein möglichst breites Spektrum an verschiedenen Lebensmitteln und Speisen kennenlernen. Diese Anforderungen können jedoch oftmals die Ernährungskompetenz sowie die finanziellen und zeitlichen Ressourcen von Eltern übersteigen.
  • Ein Mittagstisch in Schule und Kindergarten stellt für viele Kinder eine einzigartige Möglichkeit dar, eine breite Vielfalt an Speisen und Speisenkomponenten kennenzulernen. Dadurch verbessert sich nicht nur die Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen etc., sondern es steigt auch die Akzeptanz gegenüber neuen Lebensmitteln und ein gesunder Lebensstil wird gefördert.
  • Die positiven Auswirkungen einer gesunden Verpflegung merkt man schnell: wie ein Kind am Tag gegessen hat, beeinflusst direkt die tägliche Konzentrationsfähigkeit und den Lernerfolg der Kinder. Das erleichtert wiederum auch die Arbeit von Pädagog:innen und Kinderbetreuung.
Bub isst Nachspeise

Ernährungsarmut bei Kindern

  • In Österreich ist jedes 5. Kind von Armut oder Ausgrenzung betroffen.
  • Für 84.000 Kinder und Jugendliche in Österreich ist es nicht möglich, sich ausgewogen zu ernähren bzw. jeden zweiten Tag Fisch, Fleisch oder eine vergleichbare vegetarische Alternative zu konsumieren.
  • Armutsbetroffene Familien müssen einen höheren Teil ihres Einkommens für Nahrung ausgeben, als Menschen mit mittlerem und höherem Einkommen. Die Teuerung hat die Ernährungslage für sie weiter verschärft.
  • Studien zeigen, dass eine gesunde Ernährung tendenziell teurer ist, als energiedichte und zuckerreiche Lebensmittel. Armutsbetroffene Familien setzen daher öfter auf hochverarbeitete „safe foods“, damit ihre Kinder auch wirklich satt werden („Keks statt Apfel“).
  • Die Qualität unserer Ernährung beeinflusst nicht nur die Gesundheit, sondern auch den Verlauf von Krankheiten und Wohlbefinden. Armutsbetroffene Kinder sind nicht nur häufiger krank, es zeigt sich auch schon früh ein höheres Risiko für chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes oder Adipositas.

Lebensumstände armutsgefährdeter Familien als Herausforderungen bei gesunder Ernährung:

  • Unregelmäßige Arbeitszeiten der Eltern (Frühdienst, Schichtarbeit, Nachtarbeit) erschweren die regelmäßige Versorgung der Kinder mit ausgewogenen Mahlzeiten.
  • Tiefkühlmöglichkeiten und Lagermöglichkeiten sind durch das Wohnen auf engem und überbelegtem Wohnraum eingeschränkt. Dadurch kann bei Rabattaktionen nicht in größeren Mengen zu günstigeren Preisen eingekauft werden.
  • Eingeschränkte Mobilität beeinflusst die Handlungsspielräume beim Einkaufen zusätzlich.

Auswirkungen dieses Mangels auf die Ernährung:

  • Übergewicht trifft Unterversorgung: Armutsgefährdete Kinder nehmen meist genügend Kalorien, aber zu wenig Nährstoffe zu sich („dual burden“).
  • Eingeschränkte Ernährung trifft Einschränkung bei gesellschaftlicher Teilhabe: das Einladen von Freund*innen und Familie zum Essen zu Hause, oder hin und wieder ins Restaurant gehen, wird zum Luxus oder kann gar nicht stattfinden.
  • Am Ende des Monats sprechen die Kinder von der „Toastbrot-Zeit“ oder der „Butternudel-Woche“. Sie sind sich des Mangels also schon früh bewusst.

Positive Wirkung von Schulessen:  

  • Eine regelmäßige, kostenfreie, warme Mahlzeit in Schule und Kindergarten, könnte das Essverhalten, die Gesundheit, das Wohlbefinden und auch die Konzentrationsfähigkeit von armutsbetroffenen Kindern nachhaltig verbessern.
  • Langfristig gesehen kann es auch chronischen Krankheiten und gesundheitlichen Problemen im späteren Leben positiv entgegenwirken.
Trauriges Mädchen mit Kuscheltier

Umwelt- und Klimaschutz

  • Wie wir uns ernähren prägt unseren Planeten.
  • Unsere Ernährungsgewohnheiten belasten unseren Planeten und sind entscheidend, wie die Lebenssituation auf der Erde für junge und zukünftige Generationen sein wird.
  • Bis zu 37 % der globalen und 30 % der österreichischen Treibhausgasemissionen sind auf die Ernährung zurückzuführen (IPCC 2019).
  • Lebensmittelverschwendung ist der Schul- und Kindergartenverpflegung stark verbreitet. Ein großer Teil der Lebensmittel in Schulen landet durchschnittlich im Müll.
  • Der Bio-Anteil in der Schul- und Kindergartenverpflegung ist durchschnittlich gering. Bio Landwirtschaft verringert die Kosten von Umweltschäden für die Gesellschaft, verursacht im Vergleich zur konventionellen LW bis zu 50 % weniger Treibhausgase und ermöglicht bis zu 30% mehr Artenvielfalt als bei anderen Bewirtschaftungsweisen.
  • Der hohe Anteil an Fleisch ist nicht nur für die Gesundheit der Kinder belastend, sondern auch für die Umwelt. Der Fußabdruck von Fleisch im Vergleich zu Gemüse ist. Eine Umstellung auf eine gesund und nachhaltige Ernährung, wie die „Planetary Health Diet“, könnte bis zu 75 % der Treibhausgasemissionen einsparen.
Gutes Essen für unsere Kinder in Schule & Kindergarten_Klima_schützen

Auch Politiker:innen haben Hausaufgaben zu machen!

Mit dem Ende der Sommerferien beginnt für über eine Million Kinder und Jugendliche wieder der Alltag in Schule oder Kindergarten. Viele von ihnen kehren in Bildungseinrichtungen zurück, in denen die Verpflegung nach wie vor unzureichend ist – Tag für Tag.

Österreich hat sich mit dem beschlossenen Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der Europäischen Garantie für Kinder zum Ziel gesetzt, Kindern bis 2030 mindestens eine kostenlose, nachhaltige und gesunde Schulmahlzeit pro Tag flächendeckend in Österreich bereitzustellen. Die ebenso hohe Relevanz an Kindergärten wollen wir unbedingt betonen.

Dieses Ziel darf nicht nur auf dem Papier existieren – es ist Aufgabe und Pflicht der Politik, es in der kommenden Legislaturperiode zur Realität werden zu lassen. Wie ernst die Parteien das Thema Schul- und Kindergartenessen nehmen, hat ZUKUNFT ESSEN mittels einer Befragung vor der Wahl gelüftet.

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Mehr Informationen

Die Große Parteibefragung Österreich zu Kindergarten- und Schulverpflegung

Informationen zur Befragung: Befragt wurden alle Parteien, welche derzeit im Nationalrat vertreten sind, da zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht bekannt war, welche Parteien final zum Nationalrat zur Wahl stehen werden. Die Parteien wurden mittels ihrer allgemeinen Kontaktemailadressen lt. Websites und kontaktiert.

Bei ausbleibender Reaktion wurden Reminder-Emails verschickt und zusätzlich direkt Nationalratsabgeordnete passender Schwerpunkte mit der Bitte, eine Umfragebeantwortung anzustoßen, kontaktiert. Die Parteien FPÖ, GRÜNE, NEOS und SPÖ haben fristgerecht oder in Nachfrist auf die Parteibefragung geantwortet, die ÖVP bzw. ÖVP-Nationalratsabgeordnete haben trotz mehrmaliger Kontaktierung bis dato nicht reagiert.

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