Im Rahmen eines Projekts von ZUKUNFT ESSEN gemeinsam mit dem KinderParlaments Graz ist ein weiterer wichtiger Schritt gelungen, um Kinder aktiver in die Gestaltung ihres Schulessens einzubeziehen: ein gelungenes und motivierendes Treffen zwischen Politik und Kindern. Das Projekt zeigt einmal mehr, warum Partizipation mehr als nur ein Schlagwort ist!

Warum Kinderbeteiligung beim Schulessen so wichtig ist

Partizipation geht weit über das bloße Mitreden hinaus. Es ermöglicht Kindern, Verantwortung zu übernehmen, demokratische Prozesse zu erleben und selbstwirksam zu handeln. Gerade beim Schulessen hat die Mitbestimmung eine besondere Bedeutung. Kinder lernen dabei, ihre Bedürfnisse zu äußern und bewusste Entscheidungen zu treffen – Kompetenzen, die sie ein Leben lang begleiten. Zudem zeigt die Praxis, dass eine aktive Einbindung der jungen Esser:innen nicht nur die Qualität der Mahlzeiten steigert, sondern auch deren Akzeptanz erhöht.

Wenn Kinder beispielsweise die Möglichkeit haben, den Speiseplan mitzugestalten, fühlen sie sich ernst genommen, und ihre Zufriedenheit steigt. Gleichzeitig lernen sie durch Beteiligungsprozesse Hintergründe, Zusammenhänge und auch Grenzen des Möglichen kennen. Diese Verbindung von pädagogischen und praktischen Zielen macht Partizipation zu einem unverzichtbaren Instrument für eine nachhaltige Schulverpflegung.

Ergebnisse des Treffens mit Stadtrat Hohensinner

Vor dem Jahreswechsel trafen die Kinder des KinderParlaments Graz den Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner zu einem ausführlichen Austausch. Ziel war es, die Ergebnisse des vorangegangenen Kinderworkshops zu präsentieren und dass die Kinder ihre konkreten Fragen und Anliegen direkt mit dem politischen Entscheidungsträger besprechen können. Der Austausch brachte mehrere wichtige Ergebnisse:

→ Kinderbeteiligung sinnvoll gestalten: 

In Graz gibt es bereits eine Familien-Befragung zum Thema Schulessen – ein Erfolg der Kinderpartizipation und des Engagements des ehemaligen Grazer Kinderbürgermeisters Felix, wie Stadtrat Hohensinner betonte. Die Kindergruppe hob hervor, dass eine stetige Verbesserung und die Nutzung neuer Erkenntnisse essenziell sind. Dabei wurde kritisch angemerkt, dass nur wenige Kinder überhaupt wussten, dass ihre Eltern eine Umfrage erhalten hatten. Um dies zu ändern, wurden spezielle Umfragen angeregt, die gezielt die Perspektiven der Kinder einholen. Stadtrat Hohensinner sicherte zu, diese Vorschläge mitzunehmen und sich dafür einzusetzen, dass Kinder aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.

→ Kindgerecht muss es sein:

Die Kinder machten klar, welche Gerichte der Schulverpflegung beliebt sind und welche nicht. Besonders oft genannt wurden Fischsuppe und Wildragout als Speisen, die schlecht ankommen und oft übrig bleiben. Stattdessen schlugen sie vor, roh serviertes Gemüse und kindgerechtere Varianten unbeliebter Gerichte anzubieten. Dabei zeigte sich, dass viele Kinder ein ausgezeichnetes Gespür dafür haben, welche Ernährung ihnen gut tut und sie beim Lernen unterstützt. Sie würden gerne ihre Ideen und Vorschläge einbringen, um die Zufriedenheit mit dem Grazer Schulessen bis zur nächsten Umfrage 2026 zu erhöhen. Einigkeit bestand darin, dass Genuss ein wichtiger Teil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sein muss.

→ Essen gehört nicht in die Tonne:

Ein weiteres Anliegen war die Reduzierung von Essensabfällen. Hier wurde deutlich, dass durch angepasste Bestellmengen und bessere Kommunikation zwischen Schulen und der Küche Graz bereits Erfolge erzielt wurden. Die Kindergruppe sprach sich deutlich dafür aus, dass allen Kindern die Möglichkeit gegeben werden soll, selbst zu entscheiden, wie viel und welches Essen auf ihren Tellern landet – denn dann landen auch weniger Tellerreste im Mist. Unangerührte Essensreste sollen nicht weggeschmissen sondern weitergegeben werden, wurde in der Runde betont.

→ Schulessen soll zugänglich für alle sein:

Auch über den Balanceakt „zwischen gut und günstig“ wurde sich rege unterhalten. Wichtig war den Kindern, dass Schulessen eine hohe Qualität hat, aber auch für alle leistbar ist. Denn eine gute Mahlzeit in der Schule bedeutet eine große Unterstützung, insbesondere wenn das Geld zu Hause knapp ist. Stadtrat Hohensinner erklärte, dass die Kosten für das Schulessen der Küche Graz sozial gestaffelt sind und Familien, die weniger Geld zur Verfügung haben, weniger für Schulessen bezahlen – eine faire Lösung, wie viele Kinder fanden.

→ Ernährung soll auch gut für den Planeten sein:

Die Kinder betonten die Bedeutung von biologischen und regionalen Lebensmitteln, was auch Stadtrat Hohensinner als wichtiges Anliegen der Stadt Graz hervorhob. In der Gruppe waren Fleischliebhaber:innen und Gemüsefans vertreten, doch ein tägliches fleischloses Angebot war allen wichtig, nicht nur den Vegetarier:innen. Das Ziel müsse sein, die Bedürfnisse aller Kinder zu berücksichtigen. Kritisiert wurde das aktuelle System, bei dem zu Schuljahresbeginn festgelegt wird, ob ein Kind Fleisch isst – oft zum Ärger, wenn dadurch automatisch das Fleischgericht bestellt wird, obwohl die vegetarische Option bevorzugt würde. Um Frust zu vermeiden, wünschten sich die Kinder mehr Mitspracherecht bei der Essensbestellung, um ihre Vorlieben besser einbringen zu können.

Partizipation als Schlüssel zu besserem Schulessen

Das Treffen hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Perspektive der Kinder ist. Durch ihre Mitwirkung konnten nicht nur konkrete Verbesserungen angestoßen werden, sondern auch ein Bewusstsein für nachhaltige und gesundheitsfördernde Ernährung geschaffen werden. So betonte Stadtrat Hohensinner während des Gesprächs:

„Ich mache mir viele Gedanken, was euch wichtig ist – noch besser ist es, wenn ihr mir direkt sagt, was euch wichtig ist, dann kann ich das so weitertragen.“

Diese Haltung verdeutlicht den Wert der Kinderpartizipation und unterstreicht, dass eine erfolgreiche Gestaltung des Schulessens vor allem durch eine enge Zusammenarbeit mit den jungen Beteiligten möglich ist.

Große Begeisterung bei den Kindern

Den Kindern hat der Austausch mit Stadtrat Hohensinner sehr gut gefallen – doch dabei belassen wollen sie es keinesfalls. Ihre Rückmeldungen sprechen für sich:

„Ich möchte weitere Diskussionsrunden mit Politiker:innen und mehr Inputs für Verbesserungen geben.“

„Unsere erarbeiteten Anliegen möchte ich mit noch mehr Verantwortlichen besprechen.“

„Ich wünsche mir, dass erhoben wird, welche Speisen beliebt und welche unbeliebt sind.“

„Wir sollten gemeinsam neue kindgerechte Gerichte entwickeln.“

„Alle meine Fragen wurden gut beantwortet, aber es sind auch viele neue Fragen bei mir aufgetaucht.“

Das Engagement der Kinder zeigt, wie groß ihr Interesse daran ist, aktiv mitzugestalten. ZUKUNFT ESSEN und das KinderParlament Graz setzen sich weiter dafür ein, dass solche Austauschformate künftig zur Regel werden – und nicht die Ausnahme bleiben.

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Kategorie: Allgemein

Veröffentlicht am: 31. Januar 2025